Denk mal! Im Juni 2015...

über Erziehung sind viele Bücher geschrieben worden.

Und ganz gleich, ob es sich um den eigenen Nachwuchs oder den jungen Familienhund handelt, es mangelt nicht an Ratgebern und Ratschlägen. Mal strenger, mal nachsichtiger gehalten, mal mit mehr, mal mit weniger Worten wird das Erziehungsideal vermittelt. Doch es gibt einen roten Faden, der sich durchzieht, wie mir scheint. Und der lautet: Tun Sie alles mit Konsequenz und Liebe!

Liebe Gemeinde

Das klingt in meinen Ohren gar nicht so abwegig. Konsequent soll mein Verhalten sein, nicht wankelmütig, nicht heute Ja zum Gummibärchen nach dem Zähneputzen und morgen Nein… Ich soll erkennbar und beständig in meinen Aussagen und meiner Haltung sein, in diesem Sinne auch zuverlässig für mein Gegenüber. In den kleinen und großen Dingen des Lebens. Das allerdings mag untrennbar verbunden sein mit dem, was wir Menschen als Liebe bezeichnen. Konsequenz ja, aber niemals ohne die Liebe, die verstehen und verzeihen will. So mag Erziehung gelingen, dem Jungen Raum zum Wachsen geben.

Im Monatsspruch für den Juli sagt Jesus: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein, alles andere stammt vom Übel.“ (Mt.5,37)

Das klingt jetzt sehr einfach nach einem Denken in schwarz-weiß, ohne die vielfältigen Farbschattierungen dazwischen. Was soll uns der Vers also Hilfreiches sagen?

Der Evangelist Matthäus berichtet nach den Seligpreisungen Jesu von seiner Stellungnahme zu unterschiedlichen Aspekten der 10 Gebote. Jesus äußert sich übers Töten, Ehebrechen und Schwören.

Jesus spricht sehr klar.

Mit den Worten „ich aber sage euch“ verschärft er das Gesetz soweit, bis auch dem Letzten deutlich wird, dass er es niemals aus eigener Kraft oder mit eigenem Willen und Tun erfüllen kann. An Jesu überhöhender Auslegung des Gesetzes wird deutlich, dass jede Werkgerechtigkeit – so gut sie vielleicht auch gemeint ist – zum Scheitern verurteilt ist.

Am „ich aber sage euch“ kommt niemand erhobenen Hauptes vorbei. Keiner kann aus eigener Kraft bestehen.

Das klingt recht ernüchternd.

Aber jetzt kommt das Großartige an Jesu Rede. Mit diesen radikalen Worten eröffnet seine Pädagogik Raum, die christliche Freiheit zu entdecken angesichts der Einsicht, dass die Mühe der Werke vergeblich ist und in die Hoffnungslosigkeit führt. „Ich aber sage euch…“ Damit weist Jesus den Weg. Erkennbar, verlässlich und beständig redet er und es steckt eine tiefe Liebe zu den Menschen in seiner Pädagogik, wenn er sie zur Eindeutigkeit leitet. „Ich aber sage euch…“ Das bedeutet doch auch: Seid eindeutig und erkennbar in eurer Rede und eurem Tun.

Traut eurem Standpunkt, so eindeutig und erkennbar, wie es auch Jesus ist.

Unser Monatsspruch hat sicherlich viele Facetten und eine davon  ist es, sich am Ruf zur Klarheit zu freuen. Gerade heute, in einer Zeit, in der die Vielfalt der Meinungen nicht selten eine Dynamik zur Beliebigkeit in sich trägt, fühlen sich viele Menschen überfordert, eine Meinung zu haben. Es ermüdet sie, sich klar zu äußern und einen Standpunkt zu beziehen. Das gilt für Erziehungsfragen ebenso wie für Fragen des Glaubens. Bei aller Liebe zur differenzierten Betrachtung spüre ich Dankbarkeit für das Wort Jesu, wenn er uns heilsam in seiner Pädagogik zur Klarheit im Denken und Reden fordert.

Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein, alles andere stammt vom Übel.“ (Mt.5,37)

Ja, das ist wohl beizeiten nötig, sich daran erinnern und ermutigen zu lassen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Sommerzeit und erholsame Ferien, eine Zeit, in der sich manches neu bedenken lässt und Klarheit verbreitet.

Ihre Pfarrerin Dr. Yvonne Brunk