Denk mal! Im Juni 2022...

„Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.“ (1. Johannes 1,5)

Liebe Gemeinde,

immer wenn ich die Nachrichten anschalte und von den unterschiedlichen Krisenherden unserer Welt höre, habe ich den Eindruck, dass es sehr finster geworden ist. Trotz des aufkommenden Frühsommers erreichen uns Nachrichten von Krieg und sinnlosem Sterben in der Ukraine und an vielen anderen Orten dieser Erde. Gewalt, Hunger und Krankheiten sind für unzählige Menschenkinder ständige Begleiter. Unsere Menschengeschwister leiden unsäglich; die Schöpfung ächzt und wird trotz vieler Wohlmeinender zunehmend „klimakränker“; die Pandemie zermürbt die, die guten Willens sind.

Ja, es ist finster um uns. Und mancher singt bereits apokalyptische Lieder, die vom Untergang der Menschheit handeln.

Hoffnung ist ein hohes Gut in diesen Zeiten. Und es zeigt sich drastisch, welche Hoffnungsanker einen und welche keinen echten Grund haben. Wo ist Halt und Orientierung? Was gilt, was bleibt, wenn alles verloren scheint? Worauf ist noch Verlass in diesen Tagen oder sind wir bereits verlassen, von allen guten Geistern verlassen?

Manchmal möchte man es fast meinen.

Und hätten wir nicht das Evangelium, die gute Botschaft, die uns mit Gott in Verbindung bringt, dann sähe unser Leben wirklich finster aus.

Diese Erfahrung teilen wir mit vielen Generationen von Christenmenschen, die vor uns auf dieser Erde gelebt haben und sich mit den Widrigkeiten ihrer Zeit auseinandersetzen mussten. Und nun hat seit einiger Zeit die Kette der Anfechtungen und Krisen unsere Gesellschaft hart getroffen. Guter Rat ist teuer.

Warum also nicht aufgreifen, was anderen bereits Halt und Orientierung gegeben hat? Das klingt so naheliegend. Und manchmal ist das Naheliegende auch richtig und gut!

„Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis“, schreibt der erste Johannesbrief an die junge christliche Gemeinde. Die ersten Christinnen und Christen erlebten damals die Finsternis ihrer Zeit in der Unterdrückung und Verfolgung im römischen Reich. Dazu kamen innergemeindliche Auseinandersetzungen und das beharrliche Ringen um den rechten Glauben. Das waren wirklich keine leichten Umstände, unter denen sich das Christentum ausgebreitet hat.

Aber man hielt Ausschau nach dem Licht Gottes und fand Orientierung im Glauben.

Jesus hat von sich selbst gesagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben.“ (Joh.8,12). Das ist eine klare Ansage Jesu, die mit einer gehörigen Portion Exklusivität daherkommt, aber es ist zugleich auch eine großartige Einladung an alle, die hören und willig sind, sich ihm anzuschließen. Schließlich verspricht er nicht weniger als die Teilhabe am Licht des Lebens.

Vielleicht liegt darin der Schlüssel zum Verstehen unserer Zeitumstände. Das Licht Gottes ist schon längst da. Bei aller erlebten Finsternis scheint es durch den, der für uns den schweren Leidensweg auf sich genommen hat, damit wir zum echten Leben finden.

Machen wir uns auf die Suche nach den lichten Momenten. Tun wir das gemeinsam, aufmerksam und beständig. Trösten und ermutigen wir uns unterwegs. Wir werden die lichten Momente finden, wenn wir uns in der Nachfolge Jesu auf den Weg machen und in unserem Alltag, mit unserer begrenzten Kraft, aber mit einem beherzten Glauben eintreten für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung.

Ich wünsche Ihnen einen schönen und erlebnisreichen Sommer!

 Herzlichst
Ihre Pfarrerin Dr. Yvonne Brunk