Text Andacht                     

 Andacht zum Sonntag  Jubilate am 03.5.2020
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“

Mit dem Wochenspruch aus dem 2. Brief, den Paulus an die Korinther schrieb, begrüße ich Sie ganz herzlich zu dieser Andacht am Sonntag „Jubilate“.

Mein Name ist Heike Kümpel und ich bin Prädikantin – also ehrenamtliche Laienpredigerin – in Kerpen im Kirchenkreis Köln-Süd.

Wir feiern diese Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Heute ist der 3. Mai und wir leben nun schon seit sechs Wochen mit der Kontaktsperre aufgrund des Corona-Virus. Hätten Sie das am Anfang gedacht? Da waren – glaube ich – viele der Meinung, dass das Virus schnell der Vergangenheit angehört.

Wir wurden etwas Besseren belehrt. Aufenthalt im Freien nur mit maximal 2 Personen – es sei denn, man gehört einer Familie an. Einkaufen seit neuestem nur mit Mund-Nasen-Schutz. Keine Besuche bei Eltern oder Großeltern, Angehörigen in Pflegeheimen. Kein Restaurantbesuch – und alle Urlaubsplanungen über den Haufen geworfen. Und schließlich – was uns als Kirche betrifft – keine Gottesdienste.

Einige von Ihnen wissen, dass ich bei einem großen Automobilkonzern arbeite. Und aus Gesprächen mit meinen Kollegen in Frankreich und Spanien weiß ich, dass es uns hier noch vergleichsweise gut geht – mit den ganzen Privilegien, die wir haben. In den beiden anderen Ländern gilt eine komplette Ausgangssperre, man darf nur mit einem guten Grund das Haus verlassen – um zum Einkaufen, zur Arbeit oder zum Arzt zu gehen. Ansonsten muss man zu Hause bleiben.

Uns geht es also noch gut und doch finde ich manchmal erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit wir die Beschneidung unserer Rechte hinnehmen. Wir sind eine folgsame Herde geworden.

Eine folgsame Herde – das kann man vielleicht auch von den Jüngern sagen, die teilweise alles aufgeben, um Ihrem Herrn zu folgen. Und sie lernen viel von ihm, auch wenn seine Worte nicht immer direkt für sie verständlich sind.

Jesus redet viel in Gleichnissen, so auch im Predigttext für den heutigen Sonntag. Er steht bei Johannes im 15. Kapitel, es sind die Verse 1-8. Die Geschichte vom wahren Weinstock ist eine der Abschiedsreden von Jesus. Er macht den Jüngern hier klar, dass er von Ihnen erwartet, nach seinem Tod in seinem Sinne zu handeln. „Ich bin der Weinstock, Ihr seid die Reben.“ Das ist, glaube ich, der bekannteste Vers aus diesem Kapitel. Und Jesus sagt vorher auch, dass die Rebe, die keine Frucht bringt, von Gott weggenommen würde, während diejenige, die Frucht bringt, gereinigt wird, damit sie noch mehr Frucht bringen möge.

Die Jünger haben einen guten Job gemacht, sie waren fruchtbringende Reben; auch heute noch wird das Wort Christi verkündet. Und gerade in den letzten Wochen haben wir gemerkt, dass das, was für uns selbstverständlich war – nämlich der Gottesdienstbesuch am Sonntag – gar nicht so selbstverständlich ist.

Das soll sich aber ab jetzt wieder ändern. Gottesdienstbesuche können ab sofort – mit strengen Hygieneauflagen – wieder stattfinden. Jede Gemeinde wird aber selber entscheiden können, ob, wann und wie sie die Kirchen wieder für die Gläubigen öffnet.

Ich weiß momentan nicht, wie wir das in den Kerpener Gemeinden entscheiden werden. Und ich persönlich finde auch, dass so etwas gut überlegt werden muss. Ich kann Ihnen aber sagen, dass wir – wenn der Besuch in der Kirche noch nicht möglich ist – mit der bewährten Weise der letzten Wochen Andachten in Ihre Häuser bringen werden.

Es ist schön und wichtig, einen Gottesdienst in einer Kirche feiern zu können – aber noch wichtiger ist die Tatsache, dass Gottes Wort überall verkündet werden kann und dass ER immer bei uns ist – auch in schwierigen Zeiten wie diesen.

Amen

Ihre Prädikantin Heike Kümpel