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„Seid besonnen.“
Gedanken zum Sonntag Judika, 29. März 2020
Liebe Gemeinde,
Kitas und Schulen geschlossen, Kontaktverbot, Einkaufen nur mit strengen Abstandregeln. Wir erleben eine ungekannte, durch die Umstände verordnete Ruhe. Andererseits äußern Menschen gerade jetzt in hohem Maße ihre Beunruhigung. Sie sorgen sich um die eigene Gesundheit oder die von Angehörigen, ums Einkommen, um die Zukunft.
Nicht nur Viren sind ansteckend – auch Sorgen breiten sich ganz von alleine aus. „Wer kann schon sicher sein in diesen Zeiten?“, schreibt mir eine Freundin, die aus Köln zur Arbeit pendelt. Wird der Weg morgen noch ohne Probleme möglich sein?
Wie umgehen mit solcher Unsicherheit? Tief im Gedächtnis meldet sich bei mir ein Satz aus dem 1. Petrusbrief: „Seid besonnen und nüchtern zum Gebet.“ (1.Petrus 4,7). Dieser undramatische Blick ist wohltuend! Besonnenheit, ja, die ist jetzt gefragt. Sie bringt Vernunft und Augenmaß.
Der Sinn der momentanen Einschränkungen ist klar: Es geht um Fürsorge, Lebensschutz und Solidarität – Werte, für die nicht zuletzt der christliche Glaube steht.
Seid besonnen! Es gilt die Situation ernst zu nehmen, ohne dabei gleich in Panik zu verfallen. Doch die christliche Stimme aus dem 1. Jahrhundert empfiehlt noch etwas: „Seid nüchtern zum Gebet“. Eine überraschende Kombination!
Nüchtern bedeutet hier, dass Beten keineswegs eine blinde Gefühlsduselei ist. Im Gegenteil: Das Gebet öffnet unser Herz und unser Denken für einen viel größeren Horizont. Wir sollen wach – nicht verträumt oder verpennt! – in die Welt schauen. Was wir da sehen, können wir vor Gott bringen. Das verbindet uns mit Gott und den anderen Menschen, für die wir beten; seien es die Erkrankten oder die in medizinischen Berufen Tätigen, oder ganz andere, die diese Krise hart trifft.
Im Predigttext für diesen Sonntag ist übrigens von Jesus Christus als einem Hohepriester im Sinne der jüdischen Tradition die Rede. Ihm geht es bei seinem Tempeldienst nicht hauptsächlich um ein Ritual, ihm geht es um Mitgefühl. Er leidet mit und trägt mit. Wie Jesus sollen wir in diesen angespannten Zeiten bei aller Sorge um unser eigenes Wohl das Mitgefühl mit anderen bewahren und uns gegenseitig tragen.
„Seid nüchtern zum Gebet“. Schließlich ist das auch eine Idee, wie trotz ausfallender Gottesdienste Gemeinschaft sein kann: Das Gebet ist gelebte Verbundenheit und viel tragfähiger als mancher denkt. Auf diesem Feld sind jetzt viele Gemeinden erfinderisch, stellen geistliche Angebote auf ihre Webseiten und nehmen die Welt ins Gebet, so auch wir in Kerpen und Blatzheim.
Der Glaube, der die Kirche zur Bewegung Gottes macht, ist lebendig, er gibt Hoffnung, Mut und Mitgefühl. Er hilft uns, besonnen zu bleiben!
Davon überzeugt grüßt Sie zu diesem Sonntag herzlich
Ihre Pfarrerin Almuth Koch-Torjuul
Gebet
Gott, du bist für uns Zuflucht und Stärke,
viele Generationen vor uns haben dich
als mächtig erfahren,
als Helfer in allen Nöten.
Steh allen bei, die von dieser Krise betroffen sind.
Gib uns Besonnenheit,
und stärke in uns den Glauben,
dass du dich um jede und jeden von uns sorgst.
Darum bitten wir
durch Christus, unseren Herrn.
Amen.
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