Denk mal! Im Dezember 2001...

An unseren tapferen Vaterlands-Verteidiger... ...

Liebwerte Freunde aus H...!

Nun dauert`s nicht mehr lange, dann werden wieder die Christbäume brennen in Kirche und Haus, und die Kinder werden mit ihren lieblichen Weihnachtsgesängen das Christkind begrüßen.

Recht haben sie. In diesem Jahr, wo so manch ein Herz in Sorge schwebt und manch ein Haus in Trauer und Leid gehüllt ist, müssen wir besonders innig und fromm Weihnachten feiern, besonders dankbar sein dem treuen Vater dort oben, dass er uns armen verlorenen Menschen das Christkind geschenkt hat.

Und Ihr, liebe Freunde, wenn Ihr nun an dem heiligen Weihnachtsabend, den Ihr sonst so friedlich und froh daheim im Kreis der Familie, bei Eltern und Geschwistern, bei Weib und Kind verlebt habt, in diesem Jahr so "einsam auf der stillen Wacht" stehen müsst, fern von Euren Anverwandten, so sollt Ihr doch darob nicht traurig sein. Vielleicht ist es ja auch Euch vergönnt, mit einigen Kameraden ein Christbäumlein zu entzünden. Oder sonst findet Ihr doch wenigstens in diesem Briefe ein weihnachtlich geschmücktes Tannenzweiglein, das Euch noch lieber sein wird, als wenn`s ein großer Baum wär, weil`s aus dem heimatlichen Odenwald stammt. Und wenn Euch die Kerzen zum Christbaum fehlen sollten, so habt Ihr dort droben die ewigen Sterne, die auf Euch herniederblicken gerade so, wie wir zu ihnen emporschauen , die hat der Herrgott selber angezündet, auch Euch zum Feste. Doch viel mehr hat er für Euch getan: Das Jesuskind ist auch für Euch geboren, und für diese herrliche Gottesgabe sollt Ihr ihm danken.

Wenn wir das Jesuskind nicht hätten, wäre in dieser ernsten Zeit schon mancher verzagt und verzweifelt, schon manchem wär das Herz gebrochen in bitterem Weh. So aber können wir immer wieder uns trösten: Schau nur das Kindlein in der Krippe an: So arm und bloß, wie es dort auf Heu und Stroh gelegen hat, ist es sein ganzes Leben lang gewesen, so arm ist es zuletzt gestorben – und dennoch hat es Glaube und Hoffnung nicht verloren, hat an Gottes Hand sich festgehalten in mutigem Vertrauen bis zuletzt; es wusste halt auch unter Schmerzen, dass unser Gott gerecht und treu sei und seine Kinder liebe. Das wissen auch wir, sobald wir das göttliche Kindlein beschauen: "Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab." Darum vergiss nicht Krippe und Kreuz: Die sollen immer wieder Dich trösten, immer wieder Dir zurufen: Verzage nicht! Der Gott, an den Jesus geglaubt hat, lebt auch heute noch! –

Das sei der Weihnachtglückwunsch, den wir aus der lieben Heimatkirche zu Euch in die Ferne senden. Ihr wisst ja, dass wir dort oft Euer gedenken mit innigen Gebeten: So werden wir auch zu Weihnachten tun und werden Gottes Gnade erflehen, dass die Engelbotschaft "Friede auf Erden" doch bald sich möge erfüllen. Nicht genug danken können wir unsrem Herrgott, dass er Euch mit so großem Mut und mit so standhafter Tapferkeit ausgerüstet hat. Nicht genug danken können wir Euch, dass Ihr bisher so fest und unbeweglich auf Eurem Posten gestanden habt. Als kleines Zeichen unserer Dankbarkeit und Liebe nehmt unsere kleinen Gaben an. Die Schulmädchen und die jungen Mädchen haben sich redlich Mühe gegeben und mit viel Fleiß Strümpfe und Pulswärmer gestrickt. Und jedermann gab für Euch, soviel er geben konnte. Auch die Vereine unseres Ortes – Gesangverein "Germania", Kriegerverein, Freiwillige Feuerwehr, Obst- und Gartenbauverein, Evangelischer Kirchengesangverein, Odenwaldclub, Turnverein, Evangelischer Jünglingsverein – steuerten nach Kräften bei.

Mögt Ihr in Gesundheit Euch unserer Gaben erfreuen. Möge unser Gott uns bald die große Freude bescheren, Euch nach glücklich und siegreich beendigtem Krieg in der Heimat wiederzusehen. Seiner Gnade wollen wir uns alle aufs Neue anvertrauen.

Ein gesegnetes eues Jahr wünscht Euch, verehrte Krieger und Helden

Eure dankbare Gemeinde H...