EKD Presse Newsfeed
- Bischöfin Fehrs: „Wir können die Welt menschlicher machen - friedensstark, tröstlich und hoffnungsfest“
- „Friedensstifter, die uns in beängstigenden Zeiten Grund zur Hoffnung geben“
- Bischöfin Fehrs und Bischof Bätzing zum Anschlag von Magdeburg
- Rat der EKD nimmt Stellung zur Debatte um eine Novellierung des
- Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende: Die Zukunft der Automobilindustrie gemeinsam gestalten.
Denk mal! Im September 2015...
wir haben ein Wahljahr, genauer ein Wahlvorbereitungsjahr. Alle Gemeinden in der Evangelischen Kirche im Rheinland wählen im Februar 2016 ihre Leitung neu.
'Presbyteriumswahlen' heißt das im kirchlichen Fachdeutsch. Ich vermute ja, schon bei diesem Wort legt sich bei vielen der Schalter um: Das hat nichts mit mir zu tun, mögen sie denken.
Ich kann das verstehen. Was sagt uns schon ein griechisches Wort, das nach Antikenmuseum klingt? Und wählen sollen wir ja so viel: Bürgermeister oder Bürgermeisterinnen, Leistungskurse, Mobilfunkverträge und Stromanbieter. Jetzt auch noch ein Presbyterium.
Überhaupt ist ja die Frage: Brauche ich das, um Christ zu sein? Geht es nicht ohne Gremien und Amtskirche? Es kommt doch alleine auf den Glauben und auf die Gemeinschaft an.
Stimmt, es kommt im Wesentlichen auf Glauben und Gemeinschaft an – das haben wir ja auch im Leitbild unserer Evangelischen Kirchengemeinde festgehalten: „Glauben wagen – Gemeinschaft erleben“. Aber eine gewählte, von der Basis in der Gemeinde gewollte Leitung gehört dazu, ist sogar dringend notwendig. Überdies ist sie Gottes gute Idee.
Eine Begebenheit aus dem Alten Testament macht dies sehr schön deutlich:
Es geschah auf der langen Wüstenwanderung des Volkes Israel. Die Israeliten mussten von Tag zu Tag sehen, wo sie Nahrung und Wasser fanden. Immer wieder – so wird im Vierten Buch Mose erzählt – hilft Gott, mal, indem er Wachteln regnen lässt, mal mit dem berühmten Manna, das vom Himmel fällt. Gott verleiht dem Anführer Mose sogar die Kraft, Wasser aus einem Felsen zu schlagen.
Trotzdem ist der Druck groß und Mose bekommt ihn am meisten zu spüren. Denn auf ihn richten sich alle Erwartungen, und wenn etwas schiefgeht, kriegt er die Unzufriedenheit ab. Irgendwann ist das Maß voll. Mose hält es nicht mehr aus, die ganze Verantwortung alleine zu tragen. "Ich kann nicht mehr!", sagt er Gott in einem Gebet, "so kann es nicht weiter gehen."
Gottes Antwort ist einfach und sie ist der Ausgangspunkt einer bis heute dauernden Geschichte der Gemeindeleitung. Er lässt Mose eine Gruppe von Menschen um sich sammeln. Es sollen 70 anerkannte Männer sein. Und er verspricht, dass er von dem Geist, den er Mose gegeben hat, etwas wegnehmen und auf diese anderen verteilen will. Sie sollen ab jetzt gemeinsam die Verantwortung für den Weg und das Wohlergehen des Volkes tragen. Soweit der Inhalt von 4. Mose 11 in sehr abgekürzter Form.
Vieles ist anders geworden seit damals. Gottseidank ist Leitung heute nicht mehr nur ein Männerthema. Frauen und Männer, Jugendliche, Erwachsene und Ältere wirken gleichberechtigt in Kirchenvorständen, Presbyterien, Pfarrgemeinderäten. Auch ist unsere Gemeinde ja nicht direkt auf dem Weg durch die Wüste, sondern sie hat ein Zuhause in Kerpen und mehrere Dächer überm Kopf – die zwei Kirchen in Kerpen und Blatzheim, eine Kindertagesstätte und v. a. m. Trotzdem erkenne ich so manches aus dem aktuellen Gemeindeleben wieder in dieser Geschichte aus ferner Zeit:
Wüstenzeiten erleben wir heute auf andere Weise, in Form von Glaubensarmut, Vereinzelung, Erschöpfung in der Gesellschaft. Die Aufgaben der Gemeindearbeit verteilen sich oft auf recht wenige Schultern. Dennoch haben wir viel Verantwortung und manche Entscheidung muss unter Druck getroffen werden.
Eine Kirchengemeinde auf ihrem Weg durch die Zeit braucht Menschen, die das, was ansteht gemeinsam schultern. Und den Geist haben nicht Einzelne für sich gepachtet. Gott verteilt ihn großzügig und vielfältig. Das Neue Testament sagt uns, dass die Gemeinde „Leib Christi“ ist und jeder Teil darin mitwirkt.
Das evangelische Verständnis von Leitung ist das freiheitliche Erbe der ersten Christengemeinden und der Reformation, mit dem wir uns glücklich schätzen können!
Was will ich Ihnen mit all dem sagen, lieber Leser, liebe Leserin?
Vor allem dies:
Die bevorstehende Wahl ist Ihre Wahl. Wählen Sie! Sie ist Eure Wahl, denn man darf mitwählen, sobald man konfirmiert ist, nicht erst mit 16, und: Wir brauchen Sie auch als Kandidatinnen und Kandidatin fürs Presbyterium.
'Glauben wagen – Gemeinschaft erleben' – das können Sie in dieser Gruppe, indem Sie sich und Ihre Ideen einbringen. Probieren Sie es aus!
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Pfarrerin Almuth Koch-Torjuul
Aktuelle Termine
Gemeinde Kalender Sindorf
Kinder & Jugend Kalender Kerpen
Gemeinde Kalender Kerpen
Gottesdienst Kalender Kerpen