Denk mal! Im März 2025...

„Prüft alles und behaltet das Gute.“ (1.Thess.5,21) Jahreslosung für 2025

Liebe Gemeinde,

der Künstler Max Liebermann hat einmal auf die Frage, woher die Leichtigkeit in seinen Werken kommt, geantwortet: „Zeichnen heißt weglassen.“

„Prüft alles und behaltet das Gute.“ Mit diesen Worten fordert der Apostel Paulus die junge Gemeinde in Thessalonich dazu auf, zu unterscheiden und sich zu entscheiden. Alle Meinungen und Aspekte mögen geprüft werden, gewissenhaft und anständig, und das Gute – fast möchte ich ergänzen – nur das Gute sollen sie behalten. Paulus ging es damals darum, den inneren Frieden in der Gemeinde zu sichern. Er selbst hatte die Gemeinde gegründet, sie dann aber wieder verlassen müssen. Nun sind die Gläubigen auf sich gestellt und es kommt, wie es kommen muss, wenn Menschen miteinander den Weg suchen: Sie haben unterschiedliche Meinungen und streiten. Wer hat die Lehre richtig verstanden? Wie sollen die Christen eigentlich leben? Was wird bewahrt aus dem Wertekanon der alten Werte und was muss verabschiedet werden?

Paulus mahnt die Gemeinde zur Gewissenhaftigkeit und zum Frieden. Sie sollen prüfen und das mag ein Ringen um das rechte Verständnis zur Folge haben. Aber sie sollen beieinanderbleiben, in Liebe und Frieden und sich nicht spalten lassen.

Einmütigkeit und geschwisterliche Liebe heißt das in der Bibel und das ist ein hohes Gut.

Immer wieder müssen wir in unserem Leben von dem, was wir liebgewonnen haben, Abschied nehmen; von Menschen, von Orten und von gut gemeinten Ideen. Das ist oftmals nicht leicht. Und wer jemals versucht hat, seine Schränke, Keller und Garagen aufzuräumen, der weiß, wie groß die Gefahr ist, aus Bequemlichkeit zu behalten, was nicht guttut. Oftmals ist der Überfluss wie eine Last, die wir mit uns herumschleppen. Und wir ahnen, wie befreiend es sein kann, sich zu trennen; etwas, dessen wir nicht mehr wirklich bedürfen, dann auch zu lassen und zu verabschieden. In der Diskussion der Kirchenoberen heißt das Stichwort: „mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein“. Und das ist vielleicht gar nicht so falsch.

In der vorösterlichen Zeit, der Passions- und Fastenzeit, sind wir Christinnen und Christen ganz bewusst dazu eingeladen, freiwillig zu verzichten und uns zu öffnen für die Kraft, die dadurch frei werden kann. Über das Freiwerden durchs Loslassen möchte ich in den kommenden Wochen nachdenken. Allein, aber gern auch im Gespräch mit Ihnen. Könnte es nicht sein, dass es uns weiterbringt und zum Positiven verändert, wenn wir die Kraft haben, etwas aufzugeben? Und wenn wir ganz tief in uns hineinhorchen, dann wissen wir schon lange, dass es uns auferlegt ist, im Leben immer wieder etwas aufzugeben, um lebendig zu bleiben.

So betrachtet, steckt im Loslassen auch eine sanfte Kraft, nämlich Ja zu sagen zu den Möglichkeiten, die sich neu zeigen. Zugegeben: Es braucht schon ein gutes Maß an Vertrauen und Zuversicht, alte Vorstellungen von dem, was wichtig ist, hinter sich zu lassen und sich auf den Weg, der vor uns liegt, einzulassen. Ich denke, das nennt man „glauben“ und dazu lade ich Sie aus gutem Grund ein. Was Paulus einst den ersten Christen schrieb, dürfen wir heute hören und ernst nehmen und annehmen. „Prüft alles und behaltet das Gute.“

Prüfen, was Bestand hat, will ich gern und das Gute dann behalten. … in der Gemeinde und auch im ganz persönlichen Leben!

Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne eine intensive Passionszeit und ein von innerer Freude erfülltes, frohes Osterfest!

Prüfen Sie alles und bewahren Sie, was dem Leben dient.

Herzlichst
Ihre Pfarrerin Dr. Yvonne Brunk